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Erst vor ein paar Jahren bin ich zum ersten Mal auf den Begriff „Resilienz“ gestoßen, der mir bis dato absolut nichts gesagt hat. Komisch, weil Resilienz eine Fähigkeit ist, die wir jeden Tag trainieren sollten.
Da ich selbst die Bedeutung von Worten eher empfinde, wollte ich sicher gehen, dass ich hier auch die richtige und möglichst umfassende Erklärung für Resilienz liefere. Deshalb habe ich mal bei Wikipedia reingeschaut. Das Onlinelexikon sagt folgendes:
„Resilienz (von lateinisch resilire ‚zurückspringen‘ ‚ abprallen‘) oder psychische Widerstands-fähigkeit ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Mit Resilienz verwandt sind Entstehung von Gesundheit (Salutogenese), Widerstandsfähigkeit (Hardiness), Bewältigungsstrategie (Coping) und Selbsterhaltung (Autopoiesis). Das Gegenteil von Resilienz ist Verwundbarkeit (Vulnerabilität).“
Sehr gute, theoretische Erklärung, die zwar alles umfasst, was man wissen muss, wo aber wieder so viele Informationen in zwei Sätze gepresst sind, dass man sich nach dem Schlusspunkt doch nur an einzelne Schlüsselbegriffe erinnern kann. Geht es dir auch so?
Bei mir steigert das die Überforderung und keinesfalls die Resilienz.
Meine Resilienz stelle ich mir vor wie eine Flüssigkeit in einem durchsichtigen Gefäß. Wenn ich etwas mache, das meine Resilienz fördert, steigt der Füllstand in meinem Resilienzgefäß. Und wenn Situationen passieren, in denen ich meine Widerstandsfähigkeit brauche, sinkt der Pegel wieder ein Stück nach unten. Auch die eigene Energie kann man sich in dieser Art vorstellen, aber den Unterschied zwischen Energie und Resilienz sehe ich darin, dass Energie pro-aktiv und meist aus dem eigenen Willen heraus eingesetzt wird, Resilienz hingegen braucht man eher in unvorhergesehenen oder schwierigen Situationen, solche die du dir so nicht manifestiert hättest, wenn du vor der Wahl gestanden wärst.
Zum Beispiel: Du fährst mit dem Auto und ein anderer Fahrer nimmt dir die Vorfahrt. Es kommt zum Aufprall und dein Auto ist kaputt. Natürlich werden die Kosten von der Versicherung übernommen, aber du stehst nun ohne Auto da, obwohl du morgen in den Urlaub fahren wolltest. Den Urlaub, auf den du dich schon monatelang gefreut hast, den du so dringend zum Erholen brauchst. Mietwagen ist so kurzfristig keiner verfügbar. Na, hättest du dir diese Situation manifestiert, wenn du sie dir raussuchen hättest können? Wohl kaum. Eins kommt zum anderen, wie so oft im Leben. Da ist es entscheidend, welchen Füllstand dein Resilienzgefäß zu diesem Zeitpunkt hat.
Natürlich ist so eine Situation dann auch nicht schön und ich sag immer, wenn etwas Scheiße ist, ist es so und man darf es auch sagen. Ja, natürlich darfst du deinem Ärger Luft machen. Aber dann kommt es darauf an, wie hoch dein Resilienzfaktor ist, wie schnell du deine missliche Lage annehmen kannst. Wie du die Umstände wegsteckst. Denn Annahme ist ganz wichtig, um möglichst schnell Lösungen entwickeln zu können und aus der Vergangenheit rauszukommen und weiterzugehen. Ohne sich im eigenen Mitleid zu suhlen.
Einen schlechten Tag zu haben, ist ok, aber dieser eine Tag sagt nichts über die restlichen Tage deines Lebens aus. Du bist nicht deine Vergangenheit.
Wie kann man denn nun sein eigenes Resilienzgefäß füllen? Das ist gar nicht so leicht zu sagen, denn das hängt vom einzelnen Menschen ab. Deshalb kann ich hier nur Anhaltspunkte geben, die dich inspirieren und die du durchs Ausprobieren und Selbstbeobachtung für dich selbst herausfinden kannst. Wie in so vielen Fällen, kannst nur du selbst für dich sagen, was gut für dich ist.
Ich selbst, brauche immer wieder Ruheinseln – auch im Tagesablauf – um meine Resilienz zu steigern.
Nach Situationen, die mir zusetzen und wo ich mich hilflos fühle, gehe ich oft heiß duschen, um mich von den Geschehnissen zu reinigen und die Wärme gibt mir ein Gefühl des Geborgenseins.
Schöne, gemeinsame Unternehmungen mit meiner Familie oder mit Freunden stärken meine Resilienz im Alltag und Musik hören, singen oder Klavier spielen wirken bei mir noch lange positiv nach.
Das waren ein paar Beispiele von Dingen, die meinen Resilienzpegel erhöhen und mir Kraft geben, den Widrigkeiten des Lebens stand zu halten.
Empfehlenswert ist wirklich, dass du jeden einzelnen Tag schaust, wie du dein Gefäß füllen kannst. Lieber quillt es über als dass es leer ist, was bei ganz vielen Menschen der Fall ist, wenn man schaut, wie die Zahl der psychischen Erkrankungen in den letzten Jahren immer weiter ansteigt. Sorge gut für dich selbst, denn dann haben auch die Menschen um dich herum mehr von dir! Und wenn du Kinder hast, dann sei ihnen ein Vorbild für Selbstfürsorge und Resilienzaufbau. Denn das stärkt sie fürs Leben.
Also, tu dir was Gutes. Was ist es heute?