Mut lässt die Schule aufatmen

Mut lässt die Schule aufatmen

Stellt die Tradition mutig in Frage! Das öffnet Türen.

Zugegeben, eine gute Portion Mut hat’s mich schon gekostet einfach so auf die Lehrer zuzugehen und ihnen zu sagen: „Hört mal her, ich habe was Wichtiges entdeckt, von dem ich euch unbedingt berichten möchte.“

Doch Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Es ist die Einsicht, dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst, sagt das Sprichwort, und es ich gebe ihm recht.

Während der rund 15 Jahre, die ich in verschiedenen Funktionen im Schuldienst gearbeitet habe, als Therapeut, als Stellvertretung im Klassenzimmer, mit dem Schülerchor, in Leitungsfunktion und mit anderen Aufgaben betreut, habe ich den schulischen Alltag in vielen Facetten kennen gelernt, bevor ich mich noch einmal an die Uni begab, um meine Studien zu vertiefen.

Im Zuge meiner Ausbildung, aber vor allem im Rahmen meiner hypnosetherapeutischen Tätigkeit bin ich dann immer klarer zur Erkenntnis gelangt, dass die Situation während des Unterrichts tatsächlich sehr große Ähnlichkeit hat mit der Situation während einer Hypnosesitzung: Hier die Autorität, da der Empfänger. Das mag jetzt etwas provokativ klingen, darum werde ich das ein wenig differenzieren. Klar, dieser kurze Artikel kann niemals alle Aspekte berücksichtigen, aber er kann den Appetit auf mehr wecken. Wer mag, findet auf meiner Webseite weitere Artikel und noch zahlreiche tiefer gehende Informationen. Mein Webinar zu PosiTeach ist da auch verfügbar, frei, unverbindlich und in drei kurzen, gut verdaulichen Portionen.

Autorität und Empfänger

Auch wenn es bereits etliche Anläufe gegeben hat, die Lage zu entschärfen, in der Schule, und ganz besonders während des Unterrichts, sind die Autoritäts- und Machtverhältnisse klar: Die Lehrperson hat das Sagen. Sie gibt die Richtung vor und den Tarif durch. Die Schüler sind Empfänger, letztlich haben sie zu gehorchen und das zu liefern, was man von ihnen verlangt. Das wird dann bewertet.

Und nun werfen wir mal einen Blick ins Hypnosezimmer: Dort ist der Hypnotiseur die Autorität, und der Klient ist der Empfänger. Dieser erhofft sich durch die Intervention des Hypnotiseurs die Lösung all seiner Probleme. Natürlich ist dieses Bild genauso stark vereinfacht wie das obige, und es wird der modernen Hypnosetherapie nicht gerecht. Doch Hypnosetherapie (die auch als De-Hypnose bezeichnet wird) und Hypnose sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe.

Hinsichtlich ihrer Rolle ähneln sich Hypnose-Klienten und Schüler also stark. Es gibt da nur einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied: Der Hypnotiseur muss seinen erwachsenen Klienten erst in Trance versetzen, damit er ihm seine Suggestionen anbieten kann. Und falls sie das wollten, könnten erwachsene Klienten jederzeit aus der Trance aussteigen.

Zur Erklärung: Als Trance bezeichne ich jenen Bewusstseinszustand, der sich einstellt, wenn der Arbeitstakt des Gehirns unter 12 Hertz (Hz = Schwingungen pro Sekunde) liegt.

Hirnreifung und der „kritische Faktor“

Dieser Schritt der Trance-Induktion ist bei Schülern, insbesondere bis zum Alter von rund zwölf Jahren, nicht nötig. Weder müssen sie in Trance versetzt werden, noch können sie willentlich daraus aussteigen. Denn bis zum Alter von rund zwölf Jahren sind sie aufgrund ihrer Hirnreifung in der Regel noch nicht in der Lage, den Arbeitstakt des Gehirns willkürlich in den Beta-Zustand zu beschleunigen.

Die Begriffe Delta, Theta, Alpha, Beta und Gamma stehen hier für die Geschwindigkeit oder Frequenz der elektrischen Impulse, die im Gehirn abgefeuert und vom EEG (Elektro-Enzephalogramm) registriert werden. Mit diesen Frequenzbändern gehen jeweils typische Bewusstseinszustände einher.

Das Gehirn von jüngeren Schülern arbeitet vorwiegend in einem Theta- und Alpha-Takt. Bei Erwachsenen sprechen wir beim Vorherrschen dieser Frequenzen von einem Trance-Zustand. Charakteristisch für eine Trance ist, dass darin der sogenannte „kritische Faktor“ nicht aktiv ist. Damit ist jene geistige Kontrollinstanz gemeint, welche konstant überprüft, vergleicht und entscheidet, ob etwas richtig, wahr, möglich und glaubhaft ist oder falsch und gefährlich.

Jüngeren Schülern steht diese Vernunft als „Ratio“ also noch nicht zuverlässig zur Verfügung. Damit können sie auch noch nicht beurteilen, ob das, was der Lehrer oder die Lehrerin sagt, tatsächlich wahr ist. Dafür wäre der „Beta“-Takt notwendig, und dieser wird erst ab rund 12 Jahren (als Faustregel) zum vorherrschenden Frequenzmuster.

Mit Hilfe der Ratio können hypnotische Suggestionen zurück gewiesen werden. Aus diesem Grund leitet ein Hypnotiseur bei erwachsenen Klienten immer erst einen Trancezustand ein, um seine Suggestionen erfolgreich im Unterbewusstsein platzieren zu können. Erst dort können sie ihre Wirkung entfalten. Das ist der Mechanismus der Hypnose.

Bei Kindern bis zum Alter von rund zwölf Jahren (gilt nicht absolut, die Übergänge sind fließend) lässt sich folglich sagen, dass Sie sich quasi entwicklungsbedingt in einer Art Dauertrance befinden. Das ist zwar nicht konstant der Fall, aber überwiegend. Es ist sehr wichtig und entscheidend, diese Tatsache richtig zu verstehen.

Das Potential verantwortungsbewusst nutzen

Auf dieser Erkenntnis steht der Grundgedanke von PosiTeach. Der Leitgedanke, der sich daraus ableiten lässt, ist, dass Lehrpersonen dem folgenden, primären Mechanismus gebührende Rechnung tragen sollten:

«Jede Botschaft einer anerkannten Autorität dringt im Zustand der Trance ungefiltert ins Unterbewusstsein des Empfängers ein und entfaltet dort ihre Wirkung. Sie prägt dessen Selbstkonzept und beeinflusst dadurch seine künftige Lebenshaltung.»

Richtig, das objektive Unterrichtsgeschehen, in welchem eine Lehrperson sachlich neutrale Inhalte vermittelt, ist dabei nicht von großer Bedeutung. Viel entscheidender ist die sogenannte „periphere Unterrichtskommunikation“, bei der sich die Schüler direkt angesprochen erleben – und dadurch ganz klar wissen, dass sie damit gemeint sind (und nicht jemand anders). 

In der Lehrerbildung wurde diesem Umstand bisher – zumindest meinen Nachforschungen zufolge – kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Und darum vermag die gegenwärtige Situation – Frust, Ernüchterung, Ärger und Resignation auf allen Seiten – auch nicht wirklich zu überraschen. Sie ist eine logische Folge des Missverständnisses, das durch ein fundamentales Wissensdefizit entstanden ist.

Denn Schüler denken und „funktionieren“ anders als Lehrer meinen, dass sie denken und funktionieren sollten. Doch ich möchte hier ausdrücklich zur Vorsicht mahnen: Es kann nicht um Schuldzuweisungen gehen. Lehrerinnen und Lehrer wurden während Ihrer Ausbildung über viele Jahre hinweg sehr gründlich darauf vorbereitet genau so zu denken, zu reden und zu handeln, wie sie es heute tun.

Doch statt in den Chor der (legitimen) Kritik am Bildungssystem und der Lehrerbildung einzustimmen, geht die Initiative PosiTeach einen neuen Weg. Sie bringt wesentliche Informationen auf den Tisch und leitet daraus pragmatische Lösungsvorschläge ab, die sich direkt und ohne Weiteres im Alltag umsetzen lassen. Sachlich, transparent und logisch nachvollziehbar.

Denn, so die Überzeugung hinter PosiTeach, wenn die Lehrerinnen und Lehrer wissen, auf welche Gegebenheiten sie bei ihren Schülern treffen, und wie sie die sich anerbietenden Chancen und Möglichkeiten erkennen und im Interesse der Kinder nutzen können, dann können sie dadurch neue, vorteilhafte Umstände erschaffen.

Ich hörte schon den Einwand der „Manipulation“. Wenn er zuträfe, wäre das ein echtes Killer-Argument. Aber werfen wir doch mal einen Blick auf die Tatsache, dass auch die Werbepsychologie diese Mechanismen kennt. Sie operiert seit Jahrzehnten mit diesem Wissen und manipuliert damit die Psyche der Kinder hemmungslos. Doch obwohl die Werbeindustrie handfeste Eigeninteressen verfolgt und ohne Rücksicht auf Verluste langjährige Abhängigkeitsverhältnisse schafft, scheint sich niemand daran zu stören. Und das ist ja nur ein Beispiel von zahlreichen Kanälen, über die wir uns selbst und die Kinder täglich der Manipulation aussetzen – und dafür noch freiwillig bezahlen.

Die Frage ist also weniger, ob die gewählten Worte beeinflussen. Das tun sie sowieso. Viel wesentlicher ist der Blick auf die Absicht, die hinter ihnen steht: führen sie in die Abhängigkeit oder stärken und befreien sie?

Es wäre nicht nur naiv, sondern höchst bedenklich diesen Zusammenhängen und Tatsachen  nicht die gebührliche Aufmerksamkeit zu schenken, und einfach weiterhin das ganze Feld uneingeschränkt der Werbepsychologie zu überlassen, damit diese ihre unlauteren Absichten ungehindert weiter verfolgen können.

Ist es nicht endlich an der Zeit und in unser aller Interesse, den von Natur aus offenen Geist der Schüler zu schützen und sie während ihrer Entwicklung bewusst und achtsam zu begleiten?

Aus diesem Grund halte ich es für wichtig, diese sachlichen Informationen all jenen zur Verfügung zu stellen, denen das Wohl und die gesunde Entfaltung der Kinder von Berufes wegen anvertraut ist: den Lehrerinnen und Lehrern.

PosiTeach postuliert, dass Lehrerinnen und Lehrer leichter und erfolgreicher unterrichten, wenn sie konsequent positiv und zielführend mit ihren Schülern reden. Doch erst wenn sie verstehen, wie sie das tun können, und was sie alles bewirken und in Bewegung versetzen können, wenn sie auf förderliche Weise mit ihren Schülern reden, erst dann werden sie aus eigenen Stücken ihre Kommunikationsweise weiterentwickeln. Auf diese Weise tragen sie ganz direkt dazu bei, dass auch ihr eigener Alltag spürbar leichter wird.

Wesen und Vision von PosiTeach

Diese Erfahrung begünstigt natürlich die Bereitschaft, etablierte Routinen in einem neuen Licht zu betrachten und gegebenenfalls zu korrigieren, und manche „saloppen Sprüche“ über Bord zu werfen. Einerseits weil man versteht, was man damit bei den Schülern anrichtet, aber auch weil man direkt beobachten kann, wie unmittelbar sich das auf das eigene Wohlbefinden auswirkt.

Eine Stärke von PosiTeach ist, dass dies kein zentralisierter, verwalteter Ansatz ist, sondern dass das Ganze eher wie eine Graswurzelbewegung funktioniert. Seine Verbreitung geschieht darum meist von Mund zu Ohr, von Mensch zu Mensch, von Herzverstand zu Herzverstand.

Und sobald wir unsere Verantwortung nicht länger als Last empfinden, sondern sie mit Freude und Begeisterung wahrnehmen, weil wir sehen wollen, wie sich das ganze Potential in unseren Schülern entfaltet, dann ist dies ein klares Indiz dafür, dass wir die Wende erfolgreich vollzogen haben.

Was dadurch entsteht, lässt sich mit dem heutigen Zustand nicht vergleichen: Wie fühlt sich eine Schule an, in der sich Schüler und Lehrer gleichermaßen wohl fühlen, wo sie gerne hin gehen und verweilen? In einem solchen Lebensraum werden Lehren und Lernen als positiv und bereichernd erfahren, denn sie hinterlassen ein gutes Gefühl. Und genau das bringt auch das Wesen von gutem Unterricht auf den Punkt: Er hinterlässt ein gutes Gefühl. Wenn nicht so, wie sonst sollte Schule sein? PosiTeach ist darauf ausgelegt, dafür den Boden zu bereiten. Lasst uns darum gemeinsam eine kräftige Welle des PosiTeach anstoßen.

Matthias L. J. Kamber, 2018

Mehr Infos und Blick ins Buch hier: https://www.PosiTeach.com

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P. S. Mit MUTiviere dich für mehr kannst du dich entspannenden Klängen hingeben, welche dich bei größeren MUT.SPRÜNGEN genauso wirkungsvoll unterstützen wie bei kleinen MUT.SCHRITTEN.

P. P. S. Bist du auch ein MUT.MENSCH und möchtest hier auf dem Werteblog deine persönliche MUT.GESCHICHTE erzählen? Trau dich! Schreib mir gerne eine E-Mail an info@wertelounge.de – Ich freue mich auf weitere mutige Geschichten aus dem wahren Leben!